Es muss Ende der 60er Anfang der 70er Jahre gewesen sein. Ein Fallschirmexperte des DFL oder DFVLR oder neu DLR hatte einen Seilschirm entwickelt, der alles bisher da gewesene übertraf. Von den Segelfliegern des AC Braunschweig wurde dieser Schirm begeistert aufgenommen. Danach nähte ich (Jürgen Daube) den Schirm auch selbst nach dem vorliegenden Muster. Dann kam mir die Idee, den Schirm zu vermarkten und ließ ihn in der Sattlerei der Firma Braunschweiger Turn- und Sportgerätefabrik herstellen. Das war dann etwa 1977/78.
Die Jahre gingen ins Land, das Schirmmodell wurde kontinuierlich verbessert und von Anfang an gab es die Schirme in der Farbe Rot. Bis zum Erlöschen der Firma wurden ca. 1.750 Schirme hergestellt und an viele Vereine in Deutschland und Europa verkauft. Neben dem Verkauf neuer Schirme konnte auch ein Reparaturservice die ohnehin schon lange Lebensdauer der Schirme noch vergrößern.
Ab April 1999 dann gründete ich meine kleine aber feine Firma BT-Seilschirme, wobei dieses BT für mich die Erinnerung an die Kurzform Braunschweiger Turngeräte erinnert. Dort habe ich mein ganzes berufliches Leben verbracht und auch bis 1999 die Seilschirme produziert und verkauft.
Jetzt schreiben wir das Jahr 2022 und die Erfolgsgeschichte der BT-Seilschirme wird fortgeschrieben. Die Entwicklung der Windenschleppseile aus Kunststoff ließ eine verkleinerte Ausführung des bewährten BT-Seilschirms entstehen. Die Schirmkappen näht mir die Lebenshilfe in Helmstedt, auf die ich mich in jeder Weise qualitätsmäßig verlassen kann.
Im Laufe des Jahres 2021 habe ich lange überlegt, wie ich die bisher bewährte Konstruktion verbessern kann. Zugute kam mir das Angebot des Stoffherstellers, er habe eine verstärkte Ausführung des Materials, welches außerdem scheuerfester ist.
Um die Breite des Stoffes von 1,50 m besser auszunutzen, habe ich die Schirme in die Rastergröße von 75 cm für den BT-Seilschirme (Stahlseile) und 50 cm für den Dyni (Kunststoffseile) geändert. Während die bisherigen Schirme aus 2 durchlaufenden gekreuzten Bahnen bestanden, werden nun an das Mittelquadrat die angeschrägten Seitenelemente angenäht. Die Verkleinerung in Verbindung einfacherer Anfertigung führte dazu, die Schirme unverändert in den Preisen anbieten zu können, bei gleichzeitig verbesserter Haltbarkeit.
Aber keine Bange, die Schirme haben schon ihre Einsatzfähigkeit im praktischen Betrieb bewiesen. Sie fallen zwar etwas schneller als die herkömmlichen, der Vorteil besteht aber darin, dass sie bei Seitenwind nicht so stark abdriften. Ich bin sicher, die Nutzer werden diese Schirme genau so mögen wie in den vergangenen Jahren auch.
Was macht nun das Besondere an den BT-Seilschirme aus, ob groß oder klein?
Der verwendete Nylonstoff hat sich als überaus haltbar erwiesen. Leider gibt es auch Flugplätze mit viel Asphalt oder Betonanteilen. Hier stößt der Schirm, aber das gilt wohl für alle Fabrikate, an seine Grenzen.
Die schwarzen Gurtbänder, pro Schirm 8 Stück sind so überdimensioniert in ihrer Zugkraft, dass auch dadurch die Lebensdauer verlängert wird. Reißt einmal ein Gurt oder wird durch Fehlbehandlung zerstört, können sie seit längerer Zeit einfach ersetzt werden, da sie nur an die Schirmkappe angeschlauft sind. Das spart Kosten.
Da es sich um einen Kreuzbahnschirm handelt, haben meine Schirme die positive Eigenschaft vom Boden abzuheben, wenn sie horizontal geschleppt werden. Dadurch wird das Material geschont. Das bringt kein anderer Seilschirm!
Schirme in Kreuzbahnform haben aber auch die nicht so angenehme Eigenschaft, dass sie drehen können. Aber kein Dorn ohne Rose: auch für diesen Fall habe ich die Schirme mit je 2 einstellbaren langen Gurtbändern (Klettbandverstellung) ausgestattet. Damit lässt sich das Drehen abstellen. Aber als Hinweis für die Windenfahrer sei gesagt, zu schnelles Einholen des fallenden Seilschirms, ein Herunterreißen vom Himmel, führt zur oder verstärkt die Drehneigung. Also sinnig damit umgehen.
Da auch ich den Service nicht vernachlässige und Schirme repariere kann ich feststellen, wie alt Seilschirme werden können. Die Akaflieg Braunschweig hat immer noch Schirme im Einsatz, die aus einer Baureihe der 80er Jahre stammen. Schirme mit 20 Jahren Vergangenheit sind keine Seltenheit. So lange die Reparaturkosten in vertretbarem Rahmen zum Neupreis eines Schirms bleiben, empfehle ich immer die Reparatur, so gern ich auch neue Schirme verkaufen würde. Aber es gibt ja die Segelflieger, die dann auch zu Windenfahrern werden.
Apropo Reparaturen, die lange Haltbarkeit, vorausgesetzt sind Grasplätze, sowie die gute Reparaturfähigkeit ergeben so eine Nachhaltigkeit, wie sie nur selten bei anderen Geräten (außer Segelflugzeugen) zu finden ist.
Man muss nicht von der Winde absteigen, die Schirme lassen sich auch durch Bäume, Hecken oder über Drahtzäune, Weidepfosten, also Hindernisse aller Art mit Tempo ziehen. Die so gewonnene Zeit ist glücklicherweise mein Geld. In Form von Reparaturen oder Neulieferungen. Batteriesäure oder heiße Auspuffrohre zerstören die Werkstoffe Polyamid von Kappe und Gurtbändern im Nu.
Es ist aber beruhigend zu wissen, dass es auf sehr vielen Flugplätzen in Deutschland, Europa und auch in Übersee richtig gemacht wird und die Schirme pfleglich behandelt werden. Ich warte dann eben so lange, bis die Schirme ihre Arbeit gut und lange getan haben und dann ersetzt werden müssen. Diese Kunden kehren alle wegen ihrer guten Erfahrungen mit BT-Seilschirmen zu mir zurück. Dann freue ich mich immer ganz besonders.
Jürgen Daube